KVHS Northeim 2025 : Astronomie - eine Reise durch Raum und Zeit
Galaktischer Halo
- Der galaktische Halo ist die ausgedehnte, sphärische Region, die die Scheibe und den Kern unserer Milchstrasse (und anderer Galaxien) umgibt.
- Er enthält alte Sterne, Kugelsternhaufen, heissem Gas und große Mengen Dunkler Materie, die die Galaxie gravitativ stabilisiert.
- Der Halo ist ein wichtiger Bestandteil von Spiralgalaxien wie der Milchstraße und elliptischen Galaxien.
- Durch die Akkretion von Zwerggalaxien und Sternströmen spielt der Halo eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung der Milchstrasse.
Verweise
1. Allgemeine Eigenschaften
- Definition: Der galaktische Halo ist eine kugelförmige, ausgedehnte Struktur, die die zentrale Scheibe einer Galaxie umgibt.
- Bestandteile: Er enthält Sterne, Kugelsternhaufen, interstellares Gas, kosmische Strahlung und große Mengen Dunkler Materie.
- Erstreckung: Der Halo reicht bis weit über die sichtbare Galaxie hinaus, oft bis zu mehreren hunderttausend Lichtjahren.
- Unterteilung:
- Innerer Halo: Dicht besiedelt mit Kugelsternhaufen und alten Sternen.
- Äußerer Halo: Weniger dichte Region mit weniger sichtbaren Sternen und viel Dunkler Materie.
2. Physikalische Eigenschaften
Masse und Größe
- Durchmesser: Schätzungsweise 300.000–600.000 Lichtjahre (Milchstraße).
- Masse:
- Sichtbare Masse: Nur ein kleiner Bruchteil der Gesamtmasse (~1% der galaktischen Gesamtmasse).
- Dunkle Materie: Bis zu 90% der Gesamtmasse der Galaxie befindet sich im Halo.
- Dichte: Sehr gering im Vergleich zur galaktischen Scheibe.
Gravitation und Dynamik
- Gravitativ stark gebunden: Der Halo trägt zur Stabilität der Galaxie bei, insbesondere durch die Dunkle Materie.
- Flache Rotationskurve: Die Sternbewegungen in der Scheibe zeigen, dass die Dunkle Materie den äußeren Teil der Galaxie dominiert.
Rotation und Bewegung
- Schwache Rotation: Während die Scheibe der Milchstraße eine hohe Rotation aufweist, zeigt der Halo eine langsamere, chaotischere Bewegung.
- Retrograde Sterne: Einige Sterne im Halo bewegen sich in entgegengesetzter Richtung zur galaktischen Rotation.
- Hohe Eigengeschwindigkeiten: Die Sterne im Halo haben oft schnelle, exzentrische Umlaufbahnen um das galaktische Zentrum.
3. Sternpopulationen im Halo
- Alte Sterne: Die Sterne im Halo gehören zu den ältesten der Galaxie (über 10 Milliarden Jahre alt).
- Metallarme Sterne: Aufgrund ihres hohen Alters haben diese Sterne eine sehr geringe Metallizität.
- Population-II-Sterne: Sie sind im Vergleich zu den jüngeren Sternen in der Scheibe metallärmer und kühler.
- RR-Lyrae-Variablen: Diese pulsierenden Sterne sind häufig im Halo und dienen als Standardkerzen zur Entfernungsmessung.
- Hypervelosterne: Einzelne Sterne können durch Wechselwirkungen mit dem Schwarzen Loch im Zentrum mit hoher Geschwindigkeit aus der Galaxie geschleudert werden.
4. Kugelsternhaufen im Halo
- Verbreitung: Kugelsternhaufen befinden sich hauptsächlich im Halo, mit rund 150–200 bekannten Haufen in der Milchstraße.
- Alter: Die meisten Kugelsternhaufen sind sehr alt (10–13 Milliarden Jahre).
- Chemische Zusammensetzung: Metallarme Population-II-Sterne dominieren.
- Dynamik: Kugelsternhaufen bewegen sich auf langgestreckten Bahnen durch den Halo.
5. Interstellares Medium im Halo
Heißes Gas
- Temperatur: Mehrere Millionen Kelvin (hauptsächlich durch Supernovae aufgeheizt).
- Röntgenstrahlung: Das heiße Gas emittiert stark im Röntgenbereich.
- Ausfluss von Gas: Sternwinde und Supernovae aus der Scheibe können Material in den Halo schleudern.
Kosmische Strahlung
- Hochenergetische Teilchen: Der Halo enthält viele schnelle geladene Partikel, die von Supernovae und aktiven galaktischen Prozessen stammen.
Magnetfeld
- Schwach, aber großräumig: Der galaktische Halo enthält ein großflächiges Magnetfeld, das jedoch schwächer als das Magnetfeld der Scheibe ist.
6. Dunkle Materie im Halo
- Überwältigende Dominanz: Der Großteil der Halo-Masse besteht aus Dunkler Materie, die nicht direkt sichtbar ist.
- Beweis durch Rotationskurven: Die gleichbleibende Rotationsgeschwindigkeit der äußeren Sterne deutet darauf hin, dass der Halo massereich sein muss.
- Verteilung: Dunkle Materie bildet eine sphärische, diffuse Struktur, die sich weit über die galaktische Scheibe hinaus erstreckt.
7. Wechselwirkungen mit der Galaxie
- Akkretion von Satellitengalaxien: Der Halo fängt regelmäßig kleine Zwerggalaxien ein und integriert deren Sterne.
- Gezeitenströme: Zerstörte Zwerggalaxien und Kugelsternhaufen hinterlassen lange Sternströme im Halo.
- Galaktische Fontänen: Gas wird durch Supernovae in den Halo geschleudert und fällt später zurück in die Scheibe.
8. Kosmologische Bedeutung
- Früheste Strukturen: Die Sterne und Kugelsternhaufen im Halo sind Relikte der frühesten Galaxienbildung.
- Einfluss auf die Galaxienentwicklung: Der Halo bestimmt durch seine Dunkle Materie die Dynamik der gesamten Galaxie.
- Verbindung zu anderen Galaxien: Der Halo kann durch galaktische Wechselwirkungen Sternströme zwischen Galaxien enthalten.
9. Beobachtungsmethoden
- Direkte Beobachtung: Durch Metallarme Sterne und Kugelsternhaufen sichtbar.
- Röntgenstrahlung: Hochenergetisches heißes Gas kann mit Röntgenteleskopen wie Chandra oder XMM-Newton untersucht werden.
- Gravitationslinsen: Die Masse der Dunklen Materie kann durch Gravitationslinseneffekte gemessen werden.
- Rotationskurven: Indirekte Hinweise auf Dunkle Materie durch Bewegungen der Sterne in der Galaxie.