4.
Kapitel IV: Transparenzverpflichtungen für Anbieter und Betreiber von
bestimmten KI-Systemen
Liste mit Inhaltsangabe des Kapitels IV
„Transparenzverpflichtungen für Anbieter und Betreiber bestimmter
KI-Systeme“ der Verordnung (EU) 2024/1689 (AI
Act). Dieses Kapitel ist vergleichsweise kurz (Artikel
50), hat aber eine große praktische Relevanz,
weil es die Regeln für Kennzeichnungspflichten und
Transparenz bei „sichtbaren“ KI-Anwendungen festlegt.
Kapitel
IV – Transparenzverpflichtungen für Anbieter und Betreiber bestimmter
KI-Systeme
Artikel 50 –
Transparenzpflichten
Der Artikel schreibt vor, dass bestimmte KI-Systeme besondere
Informationspflichten haben, damit Nutzer:innen und Betroffene
wissen, dass sie mit KI interagieren oder von KI beeinflusst
werden.
Man unterscheidet vier Hauptgruppen:
1.
Mensch-KI-Interaktion (Chatbots &
Dialogsysteme)
- Wenn Menschen mit einem KI-System direkt
interagieren, muss klar erkennbar sein, dass es sich um
KI handelt.
- Pflicht für Anbieter/Betreiber: Deutlich machen,
dass kein Mensch, sondern ein KI-System antwortet.
Beispiel: Ein Kundenservice-Chatbot muss eine Kennzeichnung haben
(„Ich bin ein KI-Assistent“).
Ausnahme: Wenn der Kontext schon offensichtlich
macht, dass es eine Maschine ist (z. B. ein sprechender
Staubsaugerroboter), entfällt die Pflicht.
2.
Emotionserkennung und biometrische Kategorisierung
- KI-Systeme, die Emotionen oder persönliche Merkmale (z. B. Alter,
Geschlecht, ethnische Herkunft) aus biometrischen Daten
ableiten, müssen die betroffenen Personen
informieren.
- Transparenzpflicht gilt unabhängig davon, ob es sich um
Hochrisiko-KI handelt oder nicht.
Beispiel:
- Ein Bewerbungs-Tool, das während eines Online-Interviews Emotionen
analysiert.
- Ein Werbesystem, das Altersgruppen oder Stimmungen von Passanten
erkennt.
Ziel: Schutz vor verdeckter Manipulation und Wahrung
des Rechts auf informierte Einwilligung.
3. Deepfakes und
KI-generierte Inhalte
- Wenn ein System synthetische Inhalte erzeugt oder
manipuliert (Texte, Bilder, Audio, Video), muss das
kennzeichnet werden.
- Es muss klar erkennbar sein, dass die Inhalte KI-basiert
erstellt oder verändert wurden.
Beispiele:
- Ein KI-generiertes Foto einer Person in einer politischen
Kampagne.
- Ein Video, das durch KI verfälscht wurde (Deepfake).
Ausnahmen:
- Kunst, Satire oder Meinungsfreiheit – solange Transparenz nicht dem
Zweck widerspricht (z. B. in einem Theaterstück oder bei künstlerischer
Collage).
- In solchen Fällen können alternative Maßnahmen zur
Vermeidung von Täuschung vorgeschrieben sein (z. B. Hinweise in
Metadaten statt im sichtbaren Bild).
4. Generative KI
(inkl. GPAI-Modelle)
Kapitel IV greift hier Hand in Hand mit Kapitel V
(GPAI):
- Anbieter von generativen Modellen müssen sicherstellen, dass die
Ausgaben gekennzeichnet werden können (z. B. durch
Wasserzeichen oder technische Markierungen).
- Damit soll verhindert werden, dass KI-Inhalte unbemerkt als „echte“
Inhalte in Umlauf geraten.
Bedeutung von Kapitel IV
Während Kapitel III (Hochrisiko-KI) die
technische Sicherheit und Rechtskonformität regelt,
geht es in Kapitel IV um gesellschaftliche
Transparenz.
Transparenzpflichten sollen:
- Täuschung verhindern,
- Grundrechte wie das Recht auf Information sichern,
- Vertrauen in KI stärken.
Besonders relevant ist Kapitel IV für
Alltagsszenarien:
- Chatbots im Kundenservice,
- KI-gestützte Bewerbungsgespräche,
- Werbung mit KI-Analysen,
- Medien und Social Media (Deepfakes, KI-Bilder, KI-Musik).
Zusammenfassung
Kapitel IV verpflichtet Anbieter und Betreiber von
KI-Systemen dazu:
- Mensch-KI-Interaktionen kenntlich zu machen.
- Bei Emotionserkennung und biometrischer Kategorisierung die
Betroffenen zu informieren.
- KI-generierte oder manipulierte Inhalte (Deepfakes) klar zu
kennzeichnen.
- Bei generativen KI-Systemen (z. B. Text- oder Bildgeneratoren)
Transparenzmechanismen wie Wasserzeichen einzubauen.
Damit stellt Kapitel IV sicher, dass Menschen immer erkennen
können, wann sie mit KI zu tun haben oder wann Inhalte KI-basiert
sind.
Möchtest du, dass ich im nächsten Schritt auch Kapitel V
„KI-Modelle für allgemeine Zwecke (GPAI)“ detailliert
beschreibe? Das ist das neue Herzstück des AI Act und
enthält viele spannende Regeln speziell für Systeme wie ChatGPT,
Claude oder Gemini.